Herbstsonne, Herbstlaub und Seespiegelungen
Ich wollte wieder dabei sein. Beim Roentgenlauf. Natürlich
gerne wieder auf der 63 Km langen Ultramarathonstrecke.
Wenn ich schon dort laufen würde, dann bitte das volle
Programm.
So meldete ich mich einige Wochen vorher wieder übers
Internet für den Ultramarathon an. Mein Trainingsprogramm
hatte ich inzwischen mit etwas mehr Kraftsport und mehr
Wochenkilometern verstärkt.
Eine Woche vorher habe ich
dann etwas weniger Kilometer im Training zurückgelegt.
Mein Kraftsport führte automatisch zu einer leichten
Gewichtserhöhung. Für mich nicht ungewöhnlich und
normal. Sobald ich mehr Kraftsport mache, verlangt
mein Körper nach mehr Eiweiß und die Muskeln werden
stärker. Womit dann sich auch mein Gewicht erhöht.
Natürlich kann ich dem entgegen steuern, indem ich
insgesamt weniger Kalorien zuführe und mehr
Vegetarisches esse. Allerdings passte es in den
letzten Wochen aus verschiedenen Gründen einfach
nicht.
Da war ich dann mitten in der Woche vor dem
Roentgenlauf. Es wird schon klappen, dachte ich
und legte gleich drei Ruhetage in die Trainingswoche.
Aber ich merkte schon, dass es diesmal nicht so
einfach war mit der Regeneration vor dem Lauf.
Die Frische stellte sich nicht ein. Normalerweise
erhole ich mich immer recht schnell nach langen
Trainingsläufen und besonders, wenn ich so viele
Ruhetage in die Trainingswoche einpacke. Dann machte
sich eine leichte Erkältung bemerkbar.
Trotzdem war ich wach, als der Wecker am Sonntag vor
dem Lauf und nach der Sommerzeit, pünktlich seine
Aufgabe erfüllte. Das musste sein.
Oder?
Ich lag noch Sekunden im Bett, ehe ich mich aufraffen konnte.
Dagmar hatte anscheinend auch keine so große Lust, die
Nacht schon so früh zu beenden. Aber schließlich
starteten wir den Tag mit einem leckeren Frühstück.
Charly kam auch mit.
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Der Kaffee und das Schwatzen.. |
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Wir parkten auf dem Kirmesplatz und fuhren mit dem Pendelbus
zum Startgelände. Soviel Zeit blieb nicht mehr für
Startnummernabholung, Kaffee und Kuchen.
„Hallo Doris!”, rief ich und sie drehte sich um.
Ein herzliches Wiedersehen und ein kurzer Plausch.
Ich brauchte noch die Startnummer.
Das ging schnell.
Ich sah keine weiteren bekannten
Gesichter. Erst in der Halle sah ich einige bekannte
Läufer. Aber nur von Weitem. Ich hatte Charly dabei
und kaufte mir ein Startnummernband. Dagmar wollte
Kaffee und Kuchen besorgen. Bald war sie mit dem Kaffee
zurück. Der Kuchen stand zwar schon bereit, aber es fand
sich keiner der Helferinnen, ein Stück einfach so mal
abzuschneiden. Wir wissen nicht, ob der Kuchen erst noch
besprochen werden musste. So gab es dann auch keine Brötchen.
Nur Kaffee.
Ich unterhielt mich mit der Begleiterin eines Läufers intensiv.
Ihr Gatte und der Sohn würden auch laufen. Sehr schön.
Dann war es soweit. Ich sah einfach keine mir bekannten Läufer.
Kann es sein, dass sich mit fortschreitenden Alter immer mehr
Läufer aus der Laufszene zurück ziehen? Ich denke, es liegt
auch an dem Überangebot an tollen Läufen.
Dann wurde von Zehn auf Start herunter gezählt.
Los ging es.
Zuerst in die Stadt hinein nach Lennep und zurück zum H2O
Sauna- und Badeparadies. Danach dann entgegen dem Uhrzeigersinn
auf dem Roentgenweg. Dabei sind auf der gesamten Strecke etwa 850 Höhenmeter zu überwinden.
Ich keuchte zuerst etwas die Steigungen hoch, erholte mich aber
schnell davon und verfiel in einen relativ kraftsparenden Laufstiel.
Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf. Besonders hinsichtlich der
Vorbereitungen zum AC-DC. Der Alpencross wird nicht einfach werden.
Immerhin wird der Roentgenlauf, von den Höhenmetern her nur teilweise,
und etwas weniger von der Streckenlänge her, eine von neun
Tagesetappen beim AC-DC sein.
Aber anders.
Anstrengender.
Immer wieder sah ich die bunten Bäume in der herbstlichen
Sonne an. Wie schön es ist, dachte ich immer wieder und lief
so vor mich her. Ab und an hatte ich das Gefühl, es gehe
schneller mit dem Laufen an diesem Tag als sonst.
Dann wieder, es gehe langsamer. Aber ich wollte den
Lauf in Wirklichkeit nur genießen. Die Strecke ist
wirklich sehr schön und führt durch einen sehr
entwickelten Teil Deutschland mit viel Natur.
Es wird auf Asphalt, Schotter und auch auf Waldwegen
gelaufen. Trailschuhe bracht man eigentlich nicht.
Das bunte Herbstlaub auf den Wegen nötigt aber schon
dazu, vorsichtig zu laufen. Immer wieder verstecken
sich Steine unterm Laub.
Hier gibt es überall nette
Helfer an den Verpflegungsstationen und ab dem
Halbmarathonziel in Clemenshammer dann auch Bananen.
Später dann die extra für den Lauf gebackenen
Müßlistangen, die besonders lecker sind.
Im Marathonziel am Freibad Eschbachtal gibt
es auch die Marathonschnecken.
Ein leckeres und auch süßes Gebäck.
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Die Siegerzeiten der Männer liegen auf der Ultramarathonstrecke
so zwischen 4:27 und 5 Stunden, die der Frauen bei etwa 5:25 bis ca.
5.40h. Das ist schon sehr gut.
Meine Zeiten sind eher bescheiden. Ich lief schon mal um die 7:05h.
In letzter Zeit brauche ich aber eher mehr als 7:30h. Immerhin
geschieht das dann aus einem vollen Training heraus und oft habe ich vorher an anderen Ereignissen teilgenommen. Aber was sind schon Endzeiten hier? Ich genieße immer wieder die Strecke.
Bei Km 30 etwa sahen wir dann die Müngstener Brücke.
In 107 Metern
Höhe überspannt die 1897 als Stahlkonstruktion fertig gestellte
Brücke die Wupper zwischen Remscheid und Solingen. Es wurden zum
Beispiel 950.000 Nieten und 5.000 t Stahl verbaut. Sehr beeindruckend
finde ich. Man läuft unter der Brücke durch. Immerhin stehen dort
Gerüste. Die alte Dame will gepflegt werden.
Die folgenden Kilometer bis zum Marathonziel empfand ich wieder als
sehr schön. Wir liefen auf Waldwegen auf und ab. Doch ich wurde
Zusehens langsamer. Nach ca. 5:08h war ich im Marathonziel.
Doris sagte mir dann, sie würde heute hier den Lauf beenden.
Die Gesundheit gehe vor.
Richtig so!
Ich hatte noch Lust zum Laufen und mir ging es auch noch sehr
gut. Nur langsam war ich. Aber ich konnte noch gut laufen und
musste mich nie quälen. Ab und an ging es auch mal wieder etwas
schneller. Schön war es. Bald lief ich an der Wuppertalsperre
entlang und erreichte die 60 Km Marke.
Nur noch drei Kilometer.
Irgendwie doch schade.
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Hinein in die Landschaft. |
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Es war schön bei
diesem herbstlich, sonnigen Wetter zu laufen. Eine besondere
Medaille wurde mir im Ziel umgehängt. Ich genoss das Erdinger
Alkoholfrei und ging bald zum Duschen. Die Rückfahrt auf den
vollen Autobahnen bewies mal wieder, wie es um Deutschland zur
Zeit bestellt ist. Zu lange wird mit notwendigen Reparaturen
gewartet, zu lange geplant. Vielleicht aus politischen Gründen,
vielleicht, weil die „schwarze Null” stehen muss.
Baustellengespenster überall.
Trotzdem wird gerast.
Geschwindigkeitsbegrenzungen sind nur Empfehlungen.
Handybedienen während der Fahrt geht eben nicht.
Ein Autofahrer wäre mir fast in meine Spur gerast.
Trotzdem: Es bleibt ein wunderbares Erlebnis.
Der Remscheider Roentgenlauf ist einfach richtig toll.
Letzte Änderung: 02.11.2016 (II. Korrektur)
© Joerg Segger
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Spiegelungen im Stausee und Herbstlaub.
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