Herr und Frau Holle in Monschau und das Schokoladenmädchen.
Die wirklich wichtige Statistik gibt es natürlich auf der Monschau-Marathonseite (Link). Die Ergebnisse sind
auch über Marathon.de zu erreichen.
Trotzdem, ein wenig Statistik am Anfang. Das Wetter spielte fantastisch mit. Zum Marathonstart war es ca. 11
Grad warm. Tagsüber viel Sonne mit Wind und etwa 21 Grad Celsius. Angenehm zu laufen.
Wie immer, der Monschau Marathon ist besonders für mich. Einen Tag vor dem Jahrestag des Mauerbaus.
Das war dann der 36. Monschau - Maraton. Diesmal gab es sogar zum ersten mal einen 56 Kilometer langen Ultra-Marathon.
Dort finishten 27 Läuferinnen und 167 Läufer. Die Marathonveranstaltung war trotzdem mit 83 Frauen und 424 Männern im Ziel
gut besucht. Insgesamt wurden 98 Staffeln gewertet.
Da ich den STUNT100 und den Ottonenlauf erst kurz vorher absolviert hatte, wollte ich als Abschlussmarathon,
den Monschau - Marathon erst einmal nur genießen.
Keine Angst, ich höre nicht damit auf, Marathon oder längere Strecken zu laufen.
Aber ich werde in diesem Jahr im September keinen Marathon laufen!
Das nächste große Ziel ist der RUMOA. Ein Landschaftsgruppenlauf an zwei Tagen. Wobei
wir dann etwa 163 Kilometer laufen werden.
Danach geht es wie gewohnt weiter. Dazwischen sind noch einige lange oder sehr lange
Läufe in der Eifel oder unserer Wohngegend geplant.
Nun, wie ist es in Monschau gelaufen?
Tage vorher schon, stimmte ich mich auf den Lauf ein. Einige mir bekannter Läufer wollten den Ultra oder den Marathon laufen.
Also hoffte ich doch, nette Gespräche führen zu können.
Stressfrei, wenn auch gefühlt mitten in der Nacht, starteten wir in Richtung Aachen. So früh am Morgen waren die Autobahnen
noch fast leer. Der Morgen war ganz frisch, wie direkt vom Erzeuger. Ein schöner Tag wartete auf uns.
Parkplätze gab es in Konzen noch genug. Es war schon eine Menge los, an der Startnummernausgabe. Die Helfer meisterten alles
gewohnt gekonnt. Die Organisation des Marathons ist immer schon klasse hier. Der zusätzliche Ultra sorgt sicher für ein noch
besseres Angebot. Verkraftet wird es sicher von den Organisatoren und den vielen fleißigen Helfern. Ich bin mir sicher.
Die Ultra-Marathon-Läufer waren schon seit 6:05 Uhr auf der Strecke. Neben mir, an der Startnummernausgabe stand plötzlich Willem.
Die hatten seinen Namen falsch geschrieben. Willem war schon oft hier in Monschau. Den muss man doch sogar mit richtigem Namen kennen.
Ich hatte meinen Zeitmesschip vergessen. Noch so ein fehlerfreier Mensch also. Ich? Nee, ich gebe Fehler zu. Also nachgefragt.
Absolut keine Problem hier. Für dreißig Euro gab es einen Leihchip. Bei Rückgabe fünfundzwanzig Euro zurück. Das ist üblich.
Strafe muss sein. Man bezahlt mit dem Besten, was man hat. Sagt man. Nun, ich habe besseres.
Die Möglichkeit zum Beispiel hier zu laufen.
Hier war was los. Bekannte Gesichter. Robert. „Hallo Robert, bist du fit?" Natürlich hatte er da und dort ein Zipperlein.
Allgemeine Marathonläuferproblem. Die haben wir alle. Trotzdem sind wir so früh schon hier. Ich lief noch etwas herum und
stellte mich so am Rand des Geschehens auf, dass ich alles aufsaugen konnte. Jeder, der mich sah verstand das und lies mich damit
zufrieden. Schön. Ich beobachtete, saugte die Stimmung auf. Wortfetzen. Manchem ging es nicht gut. Ein anderer hatte sich eine gute
Zeit vorgenommen. Jemand lief zum ersten Mal nach Jahren wieder Marathon. Einer wollte,
nachdem er hier seien ersten Marathon gelaufen war, nach zehn Jahren seine Marathon–Karriere hier beenden. Warum denn das?
Gut, muss jeder selber wissen. Aber warum sollte man hier nicht mehr starten wollen, wenn man es denn noch kann?
Man ssprach auch über den oder die Läufer, die man vor kurzer Zeit irgendwo getroffen hatte und erzählte sich Neuigkeiten.
Gute Stimmung überall. Mancher gab sich viel Mühe, hier seine innersten Probleme, Kämpfe nicht nach außen zu tragen. Abschalten.
Der Alltag vergessen. Dazu traf man sich ja wohl hier. Dieser Lauf, hier in der Eifel, bei der sehr guten Organisation, ist sehr dazu geeignet.
Wir sammelten uns am Start. Sehr viele Läufer sammelten sich hier. Jedes Jahr mehr. Als die Ultras durch waren, ging es für
uns auf die Strecke.
Dagmar mit Charly auf einem Hügel, nach etwa einen Kilometer an der Strecke. Charly rief schon von weitem. Unverkennbar,
Gewinsel und Gebell. Er würde ja so gerne jeden Läufer persönlich begrüßen. Beschnuppern, vielleicht ablecken. Wieso sollte da jemand Angst
vor haben?
Hinein nach Monschau, nachdem wir am Sportplatz von lauten Stimmen angetrieben wurden. Beifall auch.
Ja, wir sind ja Helden. Vorbilder für die Dicken oder Faulen oder beides, die da bei Olympia vor den Fernsehern saßen und
sich über die wenigen Medaillen für Deutschland aufgeregt haben. Sport muss man selber machen!
In Monschau, gleich am Anfang. Bettzeug im Fenster. Herr und Frau Holle wohnen in Monschau. Das stimmt!
Ich lasse mir Zeit. Die beiden winken aus dem Fenster. Schön, die Läufer ziehen vorbei. Sollen sie doch. Ich habe Zeit.
Kein Stress. Egal, ich werde sicher unter fünf Stunden bleiben. Mehr will ich ja nicht. Obwohl? Nun, ich will heute einfach nur genießen.
Zeit vergeht schon, keine Bange. Unaufhaltsam. Ich bewege mich auch in der Zeit. Da kann ich nichts machen. Laufe hier, genieße hier, sehe
all die Leute auf und an der Strecke und fühle eine Befriedigung, Befreiung. Schön, dass man das kann. Denke ich an all die, die das nicht können.
Wir sind handverlesen. Ganz normale Menschen, die sich hier bewegen.
Ich kenne die Strecke gut. Bald geht es zur Schausägemühle hoch. Der Verpflegungsstand vor der Brücke über die Rur. Viele
Helfer. Auch Finger im Wasserbecher. Hoch, los, wir kreuzen den Eifelsteig. Ich gehe mal wieder ohne Aufregung den steilen Wege hoch. Wunderbar.
Bald verfalle ich wieder in meinen Lauftrott. Überhole am Berg. Links oder rechts, wie es kommt. Denke. Lasse alles abfallen und tauche ein in
die Steigung. Rhythmus. Ich laufe die Steilstücke hoch. Freue mich, wenn ich gute Aussicht auf den Wald, das Rurtal habe. Ich kenne mich hier
aus. Lächele. Begrüße den Tag jetzt erst richtig. Bin vollkommen wach und laufe.
Rohren. Ein Waldschrad überholt mich. Das versuchte er schon öfter. Ein etwas kräftiger Staffelmarathonläufer, der hier
in Rohren fertig hat und laut von seinen Leuten begrüßt wird. Er freut sich. Geschafft. Ich darf noch weiter. Toll.
Verfalle in Gedanken und kann mich trotzdem unterhalten. Laufe mit Gleichgesinnten und höre zu und erzähle. Verarbeite.
Philosophiere. Das aber nur für mich. Wie geht es weiter mit uns?
Egal. Heute ist Lauftag. Ich, meine Seele, wir haben Ausgang. Monscha-Marathon.
Da bin ich bei mir, wie so lange schon nicht mehr. Kurzstreckeneinsatz. Ist ja nur ein Marathon.
Ich muss selber lachen. Der Stunt100 und der Ottonenlauf, sehr schöne lange Läufe und als Krönung hier. Toll!
Das steilste Stück kommt und ich gehe auch. Fotografiere immer wieder. Lasse mir Zeit.
Laufe die abschüssigen Stellen schnell herunter. Pflege mich.
Gleich laufen wir, kurz vor Km 21 die Hochfläche durch Wiesen. Viele Windräder.
Die Sonne lacht und eine junge Frau mich an, weil ich lächeln musste, als ich an ihr vorbei lief. Vorsicht, ein Lächeln kann
ansteckend sein!
Robert wird wieder überholt. Er findet die Strecke schön. Schön und anstrengend. Bald geht es hinunter und gleich wieder einen
Berg hoch. Dann laufen wir in Richtung Perlbachtal. Oh, man muss hier gewesen sein, wenn die Narzissen blühen.
Ich kann die abschüssige Strecke immer schon gut laufen. Dann über den Perlbach. Die nächste Verpflegungsstation. Keine Wünsche
offen. Tolle Stimmung. Kilometer 28. Cola am Stand einer Hilfeorganisation.
Davor treffe ich Ines. Wir unterhalten uns. Ja, das Leben ist manchmal wie ein Marathon im Arktissturm. Wir wissen, dass wir
ankommen werden. Angekommen sind alles. Immer. Kein Entkommen!
Ich schwatze mit anderen Läufern, während es wieder die Straße hoch geht.
Kalterherberg. Ich habe mir schon lange etwas vorgenommen. Da ist die Frau. In jedem Jahr
verschenkt sie an die Teilnehmer Schokolade. Wir lassen uns fotografieren. Das Schokoladenmädchen und ich.
Dann lässt Ines abreißen.
Das Streckprofil wechselt. Wieder auf der Straße. Ich wandere und habe die Welt vergessen.
Bald geht es nach Mützenich. Vor Kilometer 39 laufe ich wieder gleichmäßig. Frei ohne Schmerzen,
scheinbar ohne Anstrengung. Ich bin sehr langsam. Dafür aber absolut locker und zufrieden. Ich hole mir
in Mützenich, bei Km 39, meine Portion Eifelhonig ab. Toll, dass schmeckt.
Jetzt noch etwas flach, dann die Straße herunter und noch eine letzte Steigung.
Alles im grünen Bereich. Schade, gleich, da nach der Steigung ist es vorbei. Langsam. Ich sehe mich
immer wieder um.
Kurz vor dem Ziel sehe ich Joachim. Ja, er war an dem Tag ein Ultraläufer. Schade, dass wir uns nicht so lange
unterhalten konnten. Er kommt zum Ziel. Dort wird mein Name gerufen und sogar Dagmar kommt. Lässt Volker stehen.
Die beiden waren so vertieft im Gespräch, dass mein Rufen nicht erhört wurde. Charly? Der war ganz besoffen von den vielen Läufern.
Er liebt Laufveranstaltungen.
Holger beglückwünscht mich, Sonja auch und dann ist Dagmar da und Charly. Läuferschweiß ist besonders lecker.
Joachim ist auch da. Michael Lorenz steht auch da, bemerkt mich nicht. Nun, im Ziel ist richtig was los. Robert kommt.
Bald gehe ich duschen.
Der Sonntag ist noch nicht zu Ende. In Roetgen gibt es leckeres Eis.
Zu Hause wird der Grill angemacht. Wir bekommen Besuch und lassen den Sonntag langsam ausklingen.
Hier geht es zur offiziellen Internetseite der Veranstaltung
// © Jörg Segger/ Alle Bilder von mir, wenn nicht anders beschrieben / 14.08.2012//
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