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Der 26. Harzmarathon 2003 (11.10.2003)


Sammlung vor dem Start.



Da wir keine Übernachtung vom Freitag zum Samstag buchen wollten und weil es arbeitstechnisch nicht anders ging, fuhren wir am Samstag sehr früh–3:05 Uhr–los.

Ich dachte wir währen einsame Reisende auf der Autobahn. Aber die ersten Nachtschwärmer fuhren wohl nach Hause oder suchten sich eine neue Veranstaltung. Sicher waren auch welche dabei, die jetzt erst nach der Arbeit nach Hause, oder zur Arbeit fuhren. Ich mag es, wenn man sehr früh mit dem Auto unterwegs ist und wenn es dann langsam hell wird. Nach einigen Stunden fuhren wir von der A7 ab. Hinein in den Harz. Ein LKW vor uns ließ sich nicht überholen. Die Straße war zu unübersichtlich. An Goslar vorbei ging es in Richtung Wernigerode. Die Straßen sind inzwischen sehr gut ausgebaut und Baustellen gibt es jetzt auch schon etwas weniger.

Dann tauchte das Wernigeroder Schloss auf. Es wurde von Scheinwerfern angestrahlt, so war es weit sichtbar. Typisch mit seinen verschiedenen Türmen und Türmchen. Hoch über die Stadt blickend.


Unterwegs bei Ilsenburg.



Jetzt gehts gleich richtig steil.



Versorgen.



Unsere Nummer 1.

- 2 -

Die Stadt schlief noch. Auch hatte man die Straßenführung teilweise geändert. Zuletzt waren wir im vergangenen Jahr hier. Viele Baustellen waren inzwischen verschwunden. Also hielt ich mich an die Schilder, die den Weg in Richtung Schierke wiesen. Da muss man dann durch Hasserode. Der Start des Marathons ist in Hasserode, am Forsthaus Himmelpforte. Eine ausführliche Beschreibung des Marathons erfolgte am Heft zum 25. Harzgebirgslauf Wernigerode 2002.
Schade, das es den 5 Km Lauf aus 2002 nicht mehr gab!
Als wir die lange Straße in Hasserode entlang fuhren, sahen wir die ersten Läufer. Es war noch nicht richtig hell. Als wir aus dem Auto ausstiegen, wusste ich, warum ich mir zusätzlich noch ein Laufshirt und eine Jacke eingepackt hatte. Noch waren ausreichend Parkplätze vorhanden. Ein Grund, warum ich immer pünktlich losfuhr. Es macht Spaß, wenn man aus dem parkenden Auto die Parkplatzsuche der spät ankommenden Teilnehmer beobachten kann. Bis zum Start der Marathon Läufer waren es noch fast zwei Stunden. Meine Zeitplanung hatte gestimmt. Der mitgereiste Familienteil wollte die 11 Km wandern. Die Wanderung startete um 8:00 Uhr. Also gingen wir los, um unsere Startunterlagen abzuholen. Die Musik grölte über den Platz. Die Läufer und die Natur ertrugen es. Wiederstand des Geistes, sich mit der überlauten, nicht meinem Geschmack entsprechenden Musik auseinander zu setzen. Erleichterung, als die Musik leiser gestellt wurde.
Viele Helfer gaben sich, wie schon in den vergangenen Jahren, so auch in diesem Jahr wieder viel Mühe. Zügig und mit freundlichem Lächeln erhielten wir unsere Unterlagen. Geduldig wurden alle Fragen beantwortet.Der Start sollte diesmal auf der Wiese, nicht wie sonst auf der Forststraße, stattfinden.Während die Wanderer schon etwas aufgeregter waren, begab ich mich zum Auto, um noch etwas vor dem Marathonstart zu entspannen.Im Auto war es noch warm.
Leise plätscherte die Musik durch meine Gedanken. Oh! Ich erwachte. Nur noch 20 Minuten bis zum Start. Schnell zog ich mich für den Lauf an und verschob das Warmlaufen auf die ersten Marathonkilometer.

Erbauliche Worte bekannter Persönlichkeiten und Sportler folgten. Ich stand ganz hinten, ließ andere vor. Der etwas verunglückte Startschuss fiel und ganz vorne setzten sich die ersten Läufer in Bewegung. Hinten standen wir noch und musterten uns gegenseitig. Mir wurde kalt, als ich einen Läufer im kurzen Shirt und kurzer Hose beäugte. Der wiederum sah mich an, weil ich doch relativ warm eingepackt war. Der Sprecher hatte mich aber in meiner Kleiderwahl bestätigt. Hier unter war es, kurz vor dem Start, so an die 12 Grad warm und ziemlich windgeschützt. Ober auf dem Brocken herrschte Nebel, bei 3 Grad und 60 Km/h Windgeschwindigkeit. Letztes Jahr waren oben minus 1 Grad. Also ließ ich mich beäugen und lächelte den Läufer an. Ich würde jedenfalls nicht frieren. Nun gut, die Jacke versteckte etwas meine Figur und ließ mich noch stabiler erscheinen. Eventuell hatte er deshalb so skeptisch geschaut. Ob ich wohl diesen schweren Marathon mit etwa 1000 Höhenmetern schaffen würde? Ich sah ihm überzeugt in die Augen und er ließ mich zufrieden. Dann ging es für uns los. Wenige Meter, bis wir letzten Läufer über die Startlinie laufen würden. Ich verzögerte die Sache noch etwas. Es gelang mir aber nicht, als letzter Läufer über die Zeitmessmatten zu laufen.
Wenige Zuschauer wünschten uns Erfolg.
Dieser Marathon wird an der Strecke nur von wenigen Zuschauern begleitet. Es sind aber nicht die Zuschauer an der Strecke, die ich hier beim Brockenmarathon suche!
Zwischendurch, so zum Beispiel auf dem Brocken, auf 1142 m ü.n.N., würden es, wie jedes Jahr, wieder mehr sein. Die 9 Km bis nach Ilsenburg nutzte ich wieder, um mich warm zu laufen. Die gesamte Strecke führt, mit Ausnahme Ilsenburg, immer durch die Natur.
In Ilsenburg angekommen überqueren wir die Ilse. Hier sind wieder Zuschauer, die uns anfeuern. Ab hier geht es einige Km an der Ilse entlang. Die kleine Stadt bekommt man nur am Rande mit. Es geht an einem Parkplatz für Brockenwanderer und an Hotels vorbei. Wie in jedem Jahr laufen wir an einem Stand vorbei, von dem aus uns schon von Weitem Musik entgegenschlägt. Der gleiche Sprecher wie letztes Jahr versucht Stimmung für die Läufer zu machen. Wenige Passanten bleiben stehen. Es wird geklatscht. Einzelne Anfeuerungsrufe erschallen. Ein Läufer bemerkt, das der Sprecher mit seinen Musikboxen vom letzten Jahr noch hier steht und wohl nicht abgebaut hätte. Es wird gelacht. Wir laufen an der Musik vorbei. Letztes Jahr standen hier mehr Leute. Egal! Bald würden wir an der wilden Ilse entlang laufen.

Dann taucht ein Verpflegungstand auf. Typisch für diesen Lauf–es gibt Schleim. Die Verpflegung mit Wasser, Cola, Tee und Elektrolyt ist, wie jedes Jahr sehr gut.
Freundliche und aufmerksame Helfer umsorgen die Läufer. Überhaupt kann man nur Positives über die Organisation vermelden!
Die Laubbäume an der Strecke hatten schon begonnen, sich zu verfärben. Herbstlaub. Wunderschön anzusehen! Der Weg wurde langsam steiler. Wir überholten viele Wanderer. Nach etwas 12 Km laufen wir an den Ilsefällen entlang. Hier ist es sehr steil und die ersten Läufer gehen. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit ist es effektiver zu gehen. Anstatt sehr langsam zu laufen, kann man ja schnell gehen. Ich überhole mit schnellem Schritt Läufer, die unbedingt noch laufen wollen. Der Fluss stürtzt sich über die Felsen nach Ilsenburg. Romantische Natur. Diese wurde schon von Heine und Goethe geliebt. Dann wird es wieder für kurze Zeit etwas flacher. Ah, da oben muss der Brocken sein. Er liegt im Nebel. Es wird wieder steiler. An der Stempelsbuche gibt es die nächste Verpflegungsstelle.
Nur keine Hast. Dieser Marathon ist Naturerlebnis pur und man sollte sich Zeit lassen, damit die Natur auf einen wirken kann. Jetzt wird es nicht mehr flacher. Bei Km 16, an den Hermannsklippe, biegt der Weg scharf nach links ab. Rechts sieht man weit unten einen Stausee. Da erscheint für Sekunden die Sonne und lässt den See schimmern. 2001 hatten wir 14 Grad auf dem Brocken und die Sonne schien die ganze Zeit. Da war die Sicht auf das vorgelagerte Land sicher viel schöner. Der Brocken stellt ja eine einzigartige Erhebung dar und, wenn man Glück hat, kann man weit in das umliegende Land schauen. Das verstärkt den besonderen Reiz dieses Laufes.
Aber auch in diesem Jahr machte es offensichtlich Spaß. Es geht bald an der Bismarkklippe vorbei. Einige Läufer weichen für kurze Zeit vom Weg ab, um sich die Felsen genauer anzusehen. Nur kein Stress!
Der Kolonnenweg bis hoch zum Brocken, auf Km 19, stellt den steilsten Anstieg dar. Der Wind wird schärfer und treibt den Nebel durch die vom Wetter verformten niedrigen Bäume.
Wir laufen an einem Hochmoor vorbei. Die Fahrspurplatten wurden an dem Grenzdrahtzaun verlegt. Der Zaun wurde nach der Wende beseitigt. Der Verlauf der Absperrung, der Zaun war etwa 3 Meter hoch, lässt sich nur noch ahnen.
Dann liegt ein Pfeifen in der Luft. Der Nebel ist jetzt sehr dicht. Bald müsste doch die Bahnstrecke der Brockenbahn kommen? Die gelben Wetterjacken der Streckenposten tauchen auf. Wir überqueren die Geleise. Noch wenige Höhenmeter und wir haben den Gipfel auf 1142 Metern erreicht. Am Fernsehturm pfeift es gewaltig!
In diesem Jahr sind nur wenige Zuschauer oben und beklatschen die Läufer. Hier ist es sehr kalt. Wir werden von einer etwas eingefrorenen Stimme begrüßt und aufgemuntert. Wir laufen jetzt bergab. Es kommen uns viele Wanderer entgegen.
Nach einer weiteren Verpflegungsstelle überqueren wir noch einmal die Strecke der Brockenbahn. Wir laufen auf einer asphaltierten Straße. Es geht jetzt immer bergab. Bei Km 23 verlassen wir die Brockenstraße ein kleiner kurzer Anstieg verlangt eine Umstellung von den Läufern. Wir laufen an einem See vorbei. Der Jakobsbruch bei Km 25.
Weiter geht es bergab, ab hier wieder etwas steiler. Hier kann man Tempo machen. Die Landschaft lässt einen meditieren. Wunderschön und Stille. Das Läuferfeld ist ziemlich auseinander gezogen. Vereinzelte Wanderer kommen uns entgegen.
Hier irgendwo muss im Wald der Ottofels sein. Wir haben eine weiter Verpflegungsstelle hinter uns gelassen. Komisch, immer wenn man denkt, man könnte etwas trinken oder Essen, taucht eine Verpflegungsstelle auf! Es geht schon einige Zeit auf mehr oder weniger breiten Schotterwegen entlang.
Wir überqueren eine Forststraße nehmen an der Versorgungsstelle etwas zu uns und kommen bald am Gasthaus Steinerne Renne vorbei. Zwischendurch folgen kleine Anstiege. Die sind ernst zu nehmen, weil sie eine Laufrhythmus - Umstellung verlangen. An der Mönchsbuche gibt es wieder etwas zur Stärkung. So, noch dieser eine Anstieg, dann geht es nur noch bergab. Bald taucht ein Schild auf, das uns darauf hinweist, dass es jetzt nur noch 5 Km bis zum Ziel sind. So ein Schild gibt es jetzt nach jedem Km. Letzte Kräfte werden mobilisiert.

Dann endlich, noch 1 Km! Es geht über eine weite Wiese, an einem einzelnen Baum vorbei. Wir werden fotografiert. Die Fotos kann man im Internet bestellen.
Dann können wir den Zielsprecher hören. Einige Läufer kündigen einen Schlussspurt an. Sollen sie doch. Ich bleibe bei meinem Tempo. Der Weg ist hier etwas steinig und glatt. Im letzten Jahr schrie mir eine Läuferin zu: „Platz machen, ich mache einen Endspurt!” Ich ging zur Seite und sie kam auf gleiche Höhe, rutschte auf einen Stein aus und stützte an mir vorbei. Helfer kümmerten sich sofort um sie. Sie hatte zum Glück nur Schürfwunden und einen tiefen Schreck abbekommen. Nach einigen Metern lief sie wieder vorsichtig weiter.

Locker lief ich durch das Ziel. Ein Bekannter und seine Frau winkten und riefen mir zu. Wir würden uns anschließend noch etwas unterhalten. Ich freute mich darauf. Ja, ich hatte es wieder geschafft! Ich fühlte mich gut. Meine Familie übernahm meine Betreuung. Es gab Malzbier und Erbsensuppe. Wir plauderten am Zieleinlauf eine Weile, bis es mir zu kalt wurde. Ich ging duschen. Die Duschen waren noch immer warm. Am Abend besuchten wir die Läuferparty. Es wurde uns wirklich etwas für unser Geld geboten. Sehr gute Verpflegung, nette und flotte Bedienung und tanzbare Musik sorgten für einen angenehmen Ausklang des Tages. Insgesamt eine gelungene und besuchenswerte Veranstaltung.

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Letzte Änderung: 12.12.2009 © Joerg Segger