Start in Neustadt an der Wied.

Vom Westerwald, der Schwerkraft und überflüssigen Schildern

Der 1. Eft-Spendenlauf steckte mir noch etwas in den Knochen, am Samstag habe ich im Garten am Geräteschuppen weitergebastelt und der Sonntag versprach einen schönen Vormittag und Gewitter erst am Nachmittag. Also was macht man? Die Antwort lag schon darin, dass wir unsere Wecker für Sonntag 6:00 Uhr stellten. Als mein Wecker klingelte, schwieg ich und stand bald darauf auf. Nur nicht sagen, dass ich lieber im Bett geblieben wäre. Die Arbeiterei im Garten hatte, durch die ungewohnte Arbeit, einen schönen Muskelkater herbeigezaubert.
Es dauerte eine Zeit, dann war ich bereits für das Trainingsläufchen präpariert. Ich stand in Laufsachen und mit Melkfett eingeschmiert im Keller und suchte genügend Getränke und Lebensmittel zusammen.
Die für diesen Wegeteil relevante Wanderkarte hatte ich schon studiert. Ich wollte mich aber an die Beschilderung halten: Weißes "W" auf grünem Grund.
Dagmar war bald mit dem Hund von der morgendlichen Gassirunde zurück. Wir tranken Kaffee, schmierten Brote, und steckten Handy und Fotoapperate ein. Ich hatte, vor die Reststrecke von Neustadt/Wied bis Neuwied, wo die Wied in den Rhein mündet, abzulaufen. Kann ja nicht so schwer sein oder?
Nun, der oder die Menschen, die sich die Mühe gemacht haben, den wirklich schönen Wiedwanderweg abzustecken und zu beschildern , hatten auch diesmal wieder einige Überraschungen für mich eingebaut!
Ich betone hier nochmals: Der Wiedwanderweg ist wirklich sehr schön!
Besonders das Stück von Neustadt/Wied bis Niederbreitbach bietet einiges an Landschaft und auch Stadt- bzw. Dorfansichten. Es hat sich bereits jetzt gelohnt! Ich kann nur jedem empfehlen, besonders diese Strecke abzulaufen oder zu wandern!
Ungefähr um 9:00 Uhr waren wir in Neustadt/Wied am Jugendtreff an der Wied. Hier gibt es genügend Parkmöglichkeiten. Das Wetter war schön. Natürlich war es mit ca. 20 Grad schon recht warm. Vor mir zwei stöckeschwingende Walker.
Charly und ich haben die Verfolgung aufgenommen. Gleich nach etwa einen Kilometer ging es an der Wied entlang steil nach oben neben einer Straße her, die man an einer Hütte überqueren muss. Die Walker bogen rechts ab.
Dann unterquerten wir die A3- und die ICE - Bahnbrücke. Ein Schild Wiedwanderweg. Ein Hinweisschild mit "Roßbach 16,x Km". Leider ignorierte ich dieses Schild und suchte lieber nach den Aufklebern mit dem weißen "W" auf grünem Grund (Wiedwanderweg). Das kam bald, nachdem ich eine zeitlang an der Straße entlang joggte auf einem Baum, der an einem Wiesenweg stand. Na ja, über die Wiese ging es sehr mühsam. Jede Menge Tau, der mich erfrischte und hohes Gras. Nur kein weiteres Schild. Dann lief ich die Straße an der Wied entlang und kam nach Kodden. Hier hatte ich den Ehrgeiz, den richtigen Einstieg vor Wiedmühle zu finden und bin dann den Wiedweg bis Wiedmühle, auf den eigentlichen Wiedwanderweg gelaufen. Nach ca. 2,5 Kilometer war ich wieder an den riesigen Brückenpfeilern angelang. Klar, die Schilder für den Wiedweg waren eindeutig da! Nur, sie waren in Kniehöhe auf der Lei(d)tplanke angebracht. Da hatte ich nicht hingesehen. Außerdem war das Wiedwanderweg - Schild auf dem Baum am Eingang der schönen Wiedwiese völlig überfüssig! Da war wohl ein Schild bei der Streckenmarkierung übriggeblieben oder hat da einer ein Spässle gemacht?
Der wahre Grund zeigte sich später!
Das waren dann ungefähr insgesamt 6 Kilometer Umweg. Aber ich wollte ja den richtigen Weg erkunden. Höhenmeter gab es auch schon reichlich!
Zwei meiner drei Karten des Wiedwanderweges hatten mich schon belehrt, dass der Wiedwanderweg teilweise mit dem Westerwaldwanderweg zusammen führt und auf jeden Fall oft hoch und runter geht!
Ich war vorgewarnt!
Trotzdem, man muss es erlebt haben.
Immer wieder hatte ich Gelegenheit, die Schwerkraft zu verspüren. Immer wieder die schönen Westerwälder Höhen hinauf und hinunter. Man hat wunderschöne Aussichten auf das Wiedtal. Bei Arnsau ging es über eine Brücke (L255) und dann mitten durch einen Biergarten. Danach immer dicht an der Wied entlang. Ein holpriges Stück Weg mit vielen Steigungen.

In Roßbach hat mich Dagmar natürlich längst vermisst, da ich schon mehr als eine Stunde länger gebraucht hatte. Das kam durch den Umweg, von der Hitze und den Steigungen unterwegs, nicht zuletzt, weil ich auch die schönen Aussichten genossen hatte.
Da war dann klar, dass ich an dem Tag nur noch bis Niederbreitbach laufe!
Nach 15 Minuten Mittagspause ging es weiter.
Vor Waldbreitbach an einem jüdischen Friedhof mitten im Wald vorbei. Wieder schöne Aussichten und auch Möglichkeiten, sich zu verlaufen.
Wenn aber, nach 100 Meter, kein Wiedwanderwegschild mehr zu entdecken ist, so ist man falsch. Das bedeutet dann zurück laufen und nach dem nächsten Schild suchen! Das kostet Zeit und manchmal Nerven. Oft sind die Schilder hinter den Blättern der Bäume versteckt oder tief angebracht. Man muss doch schon an einigen Stellen suchen.
Obwohl bei der Beschilderung doch einiges besser gemacht werden kann - man sollte die Beschilderung von jemanden testen lassen, der den Weg nicht kennt - muss gesagt werden, dass der Wiedwanderweg wirklich mit viel Liebe ausgesucht wurde. Er führt oft an Sehenswürdigkeiten oder Aussichtspunkten vorbei und ist sehr lohnenswert!

Vor Niederbreitbach dann ein Hinweis mit Erlärung auf die Neuerburg und ein schöner Blick auf Niederbreidbach.

Das waren gefühlte 37 Kilometer, real und mit Umwegen ca. 32 Kilometer bei tatsächlicher Streckenlänge von vielleicht 27 Kilometer mit vielen Auf und Abs.

Jetzt habe ich nochmals im Internet, das Heftchen mit der Wanderwegbeschreibung von 2002 und auf meine gekauften Wanderkarten geschaut. Und nun?
Jede Literatur sagt etwas anderes. Der Wiedweg ist ja beschildert. Also werden wir der Beschilderung folgen. Die stimmt jedenfalls nicht immer mit meinen Karten überein! |zurück|

Letzte Änderung: 09.07.2009
© Joerg Segger