Meine große Laufstreckenliebe: Volkswandertag in Rengsdorf
Speziell der Lauf. Die Nacht war kurz. Zu kurz! Der Morgenwecker malträtierte meine Ohren.
Dabei hatte ich um halb drei schon mal aufstehen geübt. Immerhin
kann man nicht so aufgewühlt ruhig schlafen. Man kann auch nicht im
Halbschlaf Sachen packen. Also habe ich am Abend vorher schon einige
Sachen zusammen gesucht. Die Nachbarn schliefen noch, als ich im Halbschlaf
in die Küche schlürfte. Kaffeekochen macht die Maschine. Ich musste nur vorher
Kaffeemehl und Wasser hineintun. Frisch machen. Kaltes Wasser half auch nicht.
Irreführend auch die Fragen, die ich mir selber stellte. Dabei stand ich vor dem
Spiegel: „Muss das sein? Wo ist es jetzt so schön warm und bequem?
Die Antworten: „Nein, muss nicht sein und im Bett ist es schön und warm!
Ist doch klar!"
Trotzdem zog ich Laufsachen an, versuchte nicht über den Hund zu stolpern
und trank bald die erste Tasse Kaffee.
Die Lebensgeister rekelten sich noch etwas. Irgendwoher kam dann so ein
Fünkchen, wie Licht: Aufwachen!
Die zweite Tasse Kaffee und es ging besser. Mir fiel auf, das ich noch die
Büchse Hundefutter vergessen hatte. Also nochmal in den Keller. Leider vergaß
ich Charlies Trockenfutter. Na ja, Hauptsache der Herr hat sich ein Schnittchen
geschmiert und genug Wasser mit.
Dann war alles gepackt. Charly rollte sich auf dem Hintersitz im Auto zusammen
und ich fuhr nach Navi in den Westerwald.
Unterwegs. Ab und an nahm ich Gas weg. Ich war schnell unterwegs. Auf der Brücke
über den Rhein, die Blitzerstrecke. Wegen Baufälligkeit war hier die
Reisegeschwindigkeit auf sechzig Km/h begrenzt. Deutschland eine Infrastruktur.
Hauptsache der Bund spart.
In der Meldeliste hatte ich schon gesehen, dass es wiedermal mehr Interessenten
für den Lauf geben würde. Schön. Ja, der Volkswandertag in Rengsdorf, das ist
wirklich eine tolle Veranstaltung.
Ich traf Stefan auf dem Weg zur Anmeldung. Und belaberte ihn. Aber ich versprach
ihm und mir, in dieser schönen Landschaft würde ich bald die fast schlaflose Nacht
und die weltlichen Probleme weggelaufen haben. Stimmt!
Unkompliziert, wie immer, die Anmeldung. Bekannte Gesichter. Susanne, Sigrid,
Roland und viele andere Läufer. Tolle Stimmung schon vor dem Lauf. Das versprach
wieder alles klasse zu werden.
Ich freute mich. Hallo Fabian.
Charly war auch am Start. Er quietschte vor Aufregung. Wir blieben hinter dem
Starterfeld. Nur nicht schaden!
Dann ging es los. Nach zwei Kilometern war mein Hund schon ruhiger. Ich überholte.
Hallo Geli. Kurz schwatzten wir. Dann musste Charly weiter. Ich war auch gut drauf.
Komisch. Immerhin war ich ein paar Tage vorher über den Brocken gelaufen und davor
112 Km beim Erft-Spendenlauf dabei.
An der ersten Verpflegungsstelle wartete Fabian und wir liefen einen großen Teil
der Strecke zusammen. Noch immer hatte ich nicht ganz vom Alltag abgeschaltet.
Wir liefen, nachdem ich meinen Stempel, als Beweis, dass ich am VP war, abgeholt
und etwas getrunken hatten, weiter.
Nach kurzer Zeit - ich ließ auch Fabian erzählen - war es uns besser. Die schmerzenden
Sachen von der Leber geredet - schön!
Und da war der Westerwald. Mit Blicken auf die Natur, wie Pflaster für die Seele.
Der Wald und die schöne Strecke. Gleichgesinnte unterwegs. Wanderer und Läufer und
Menschen vor den Gaststätten. Es war Vatertag, Himmelfahrt ein christlicher Feiertag.
Unterwegs dufteten die schönen, bunten Wiesen betäubend. Ich sog die Luft ganz tief
ein. Herrlich. Süßer Wildblumenduft, ungemähte Wiesen, hoch und runter, der Weg
durch die Landschaft. Die Tagesprobleme lagen irgendwo im Wald. Sollen die doch
da verrecken!
Ich fühlte mich so unbeschwert und locker.
Charly war auch gut drauf.
Im Ziel. Meine Zeit 6:21:40 h–klasse. Ohne große Anstrengung. Einfach
locker und völlig entspannt, war ich unterwegs. Ich fühlte mich so gereinigt.
Trotzdem: Charly wurde vom Schlamm der Wege und Pfützen befreit und für ein
paar Minuten im Auto geparkt. Nur sein Hundeduft hielt sich noch. Scheibe
etwas runter, damit er keinen Hitzeschock bekommt. Ich ging Duschen. Fabian
war auch da. Ich brauche keine Urkunde, dass Erlebnis ist mir allemal
ausreichend! Nehmt mich nur in die Liste der Finnischer auf.
Danach gab es noch Erbsensuppe mit Wurst. Die Wurst bekam Charly, weil
ich das Trockenfutter vergessen hatte. Noch etwas geschwatzt und dann
fuhr ich zurück. Ein wunderschöner Tag. Zu Hause wartete ein tolles Essen auf mich.
// © Jörg Segger/ Alle Bilder von mir, wenn nicht anders beschrieben / 29.05.2014//
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