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Dirk Palm lief 2014 auf die Zugspitze
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Von der Eifel ziehts uns an Deutschlands höchste Spitze
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In der Eifel erlaufen. |
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Wege in der Eifel.
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Von der Eifel ziehts uns an Deutschlands höchste Spitze...
”Du Pussy...lass laufen”. Wer sagt das? Oh ja, der Alex neben mir, Ultraspezi
von meinem Kumpel, dem Kucki, auch Ultraman. Was mach ich hier überhaupt? Den
ganzen Tag schüttet es aus Eimern. Nur der Hagel fehlt noch! Und wir laufen
Kilometer um Kilometer durch die schöne Eifel, genauer gesagt, auf dem
”Wildnistrail”, 85km, von Höfen bei Monschau bis nach Zerkall unterhalb
meines Heimatortes Nideggen. Da ist das Ziel des Trails, aber wo ist mein
persönliches Ziel? Das Jahr fing an mit einem Gruppenlauf in der Osternacht
von Düren durch die Eifel bis Schmidt und zurück über 56km zusammen mit Nicola,
Kucki, Desi, Sylvia, Jörg und Stefan (
www.vilvo.de/nett/
)–ein wirkliches Highlight.
Jedoch waren dieser Nachtlauf wie auch der Wildnistrail eigentlich nur Zwischenziele
auf dem Weg zum Lauf-Höhepunkt des Jahres–dem
www.Zugspitz-Ultratrail.com
- einem
100 km Rennen rund um die Zugspitze mit sage und schreibe 5400 Höhenmeter!
”Ich mach in Heimbach Schluss” höre ich mich zu Alex sagen. Das wären 67km.
Soweit haben mich meine Füsse noch nie getragen. Der Weg schlängelt sich von
Mariawald nach Heimbach stetig abwärts durch den Laubwald auf breiten
Forstwegen. Ich werde immer langsamer und die Meute der Läufer ist voraus,
alleine finde ich zunächst nicht den Weg, folge meinem Gefühl und werde nicht
enttäuscht. Da ist Alex ja wieder und hat auf mich gewartet. So laufen wir
wieder gemeinsam an und ich spüre, es geht mehr, es geht wieder, ja es läuft!
Wieso? Ich kann es nicht sagen. Es ist ein Phänomen. Kurz vor dem Abgrund
realisiert man, der Weg ist das Ziel. Ist es der Wille, ist es das Ziel
als Bild in meinem Kopf oder mein Herzensgefühl? Ich weiss jetzt, ich
schaffe die gesamte Strecke! Wir kommen zum vorletzten Verpflegungspunkt
am Freibad in Heimbach und mein Entschluss steht fest. Ich mache weiter.
Diese letzten 17km schaffe ich jetzt auch noch. Einer freut sich besonders
mit mir - der Kucki - und begleitet mich! Denn auch ihn möchte ich begleiten
zur Zugspitze, meinem ersten 100er–seinem zweiten nach Biel 2012–das
ist der Plan!
Der Trail geht jetzt meist über Forststrassen durch den wunderschönen
Hetzinger Wald. Und dann geht die Sonne auf. Und direkt wieder unter.
Ja wirklich. Am Ortsrand von Schmidt sehen wir sie das erste Mal an diesem Tag.
Nur kurz aber dafür sehr intensiv und in den schönsten Farben. Eli und Gonzo
kommen extra für uns nochmal mit dem Verpflegungswagen und ich kann mich zum
letzten Male stärken. Die Meute der Läufer ist da schon im Ziel. Und als wir
die letzten Meter Richtung Nationalpark Tor in Zerkall unterwegs sind, kommen
uns Desi und Alex entgegen und begleiten uns ins Ziel. Glücklich und auch
fertig fliege ich in Kuckis Arme - was für ein tolles Gefühl, den
Wildnistrail-Lauf in 9 Stunden und 15 Minuten und 85km gefinished
zu haben. Die hölzerne Pussy-Run-Medallie mit dem Wildkatzen-
(”Pussy”)-Symbol um den Hals mache ich mich auf nach Hause,
die Gedanken schon auf das Jahresziel focusiert–den Zugspitz-Ultratrail!
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Sonntag 6:31Uhr, 22.06.2014, Grainau Musikpavillion - Norbert,
Enrico, Tanja, Dominik, Christian, Dieter, Günter, Hans und
noch einige andere...Kucki kriegt sich nicht mehr ein. ”Wieso
kennst du die alle mit Namen?” ”Ja wie”, antworte ich ”die
sind doch alle mit uns gelaufen!” Was man so alles macht
während 100km rund um die Zugspitze. Der eine zieht einsam
seine Wege, der andere lernt viele Läuferinnen und Läufer
und ihre Geschichten kennen und fotografiert auch noch die
schönsten Aus- und Ansichten. Wie gesagt, der Weg ist das
Ziel, und während dessen erlebt jeder seine eigene Geschichte.
Doch zunächst Mal zurück an den Beginn der Reise zum grössten
Laufspektakel in den Bayrischen Alpen um den höchsten Berg
Deutschlands, die Zugspitze ( www.Zugspitze.de - 2962 m ).
2013 Teilnehmer sind gemeldet über die 4 verschiedenen
Distanzen zwischen 35 und 100km. Wir haben mit unserem
Wohnmobil auf dem Camping Resort Grainau einen wunderschönen
Stellplatz ergattert, direkt an der Loisach gelegen mit
grandiosem Blick auf das Zugspitz-Massiv. Zwei Tage nehmen
wir uns Zeit, uns zu aklimatisieren. Das regnerische Wetter
hält uns an, es ruhig angehen zu lassen und so erkundigen
wir mit den Rädern den Ort, den Startbereich sowie den Streckenanfang.
Einen Ausflug auf die Zugspitze lohnt sich leider nicht,
denn das Wetter lässt keine Fernsicht zu. Wir entschliessen
uns zu eine kleinen Radtour zum Eibsee ( www.Eibsee.de ),
dem ersten Verpflegungspunkt des Rennens am nächsten Tag.
Puh, das geht ganz schön hoch und gibt uns einen ersten
Ausblick auf die Streckenführung. Aber da denke ich,
brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir Eifler
haben schliesslich auch Berge und da haben wir während
der Vorbereitung einige Kilometer und Höhenmeter verbracht!
Am Vorabend des Rennes machen wir uns auf zur Pasta-Party im
Musikpavillion. Alle Plätze sind besetzt und es gibt einen
riesigen Teller Nudeln mit Sauce–auch vegetarisch–mit
Salat und einem Getränk–alles im Startgeld enthalten.
Wir treffen auf Kirsche und Matze, die wir schon beim
Pussy-Run kennen gelernt und sich wie wir für den 100
km Lauf entschieden haben. Kucki trifft auch noch auf
Eva und Sascha aus Simmerath. Sascha ist auch morgen
dabei - sein erster 100er wie bei mir. Wir werden im
Rennen noch darüber zu sprechen haben! Bei der
Startnummern-Ausgabe ist recht wenig los und wir
bekommen eine hochwertige Sporttasche mit Stirnband,
Warnpfeife, Faltbecher und vielem mehr. Hmm - aber es
gibt beim Hunderter kein Shirt wie bei den anderen
Teilstrecken. ”Ja Dirk, mein lieber Freund, das gibt
es erst im Ziel nach erfolgreichem Finish.” Ja, Danke
Kucki, habe verstanden! Wir gehen heute zeitig ins Bett
und lassen die Fussball-Weltmeisterschaft ausnahmsweise
mal links liegen. Morgen haben wir unsere eigene Traillauf-
Weltmeisterschaft–wohl war bei teilnehmenden Läufern aus
60 Nationen!
Samstag 21.06.2014 - alles ist vorbereitet. Der Laufrucksack
ist gepackt und alle Pflichtutensilien z.B. Handy, Notpfeife,
Rettengsdecke usw. nochmals kontrolliert. Die Regenklamotten
haben wir rausgeschmissen, denn der Wetterbericht sagt Sonne
und 19 Grad vorraus! Der Wecker steht auf 5.30 Uhr. Um 6.15
Uhr wollen wir mit dem Rad zum Startbereich. Ich wache 4.30
Uhr auf und erledige meine Morgentoilette recht zeitig. Auf
dem Rückweg kommt mir Kucki schon geputzt und gestriegelt in
Laufklamotten entgegen. Im Wohnmobil zurück, checke ich meine
Handy-Uhr. Sie zeigt 5.00 Uhr. ”Ich hau mich nochmal hin” meine
ich zu Kucki, lege mich in das schöne warme Bett und mache noch
eine Musik-Meditation, um auch wirklich alle mentalen Kräfte zu
mobilisieren. Damit habe ich schon beim Wildnistrail-Lauf gute
Erfahrungen gemacht. Irgendwann stubst Kucki mich an ”Du ich fahr
jetzt gleich, wenn du mitkommen möchtest, dann mach mal hin!” ”Wieso
das denn jetzt?”, denke ich und gucke auf mein Handy ”Kucki,
es ist 5.30 Uhr–wo ist das Problem?” frage ich.
Es stellt sich heraus, dass es schon 6 Uhr ist und die Uhr
über Nacht nachgegangen ist. Später zu Hause bekam ich von
meiner Mutter die Nachricht, dass meine Patentante genau zu
diesem Zeitpunkt verstorben war. Erwähneswert ist auch, dass
es mir in den 2 Tagen während des Todesbetts meiner Patentante
wirklich schlecht ging, ohne erkennbaren Grund–Hitzewallungen,
Unwohlsein–nun wusste ich warum!
Ups…jetzt ist aber höchste Eisenbahn! Schnell angezogen, gefrühstückt–
das leckere Marmeladen Brot von Kucki geschmiert - und aufs Fahrrad
geschwungen, radelten wir durch den Morgentau zum Start im Musikpavillion.
Langsam füllt sich der Startbereich. Selbst die Kontrolle der Pflichtutensilien
geht reibungslos vonstatten. Matze sehen wir nicht mehr und ich denke auch, er
kommt ziemlich zeitig ins Ziel, dafür aber Kirsche, die doch etwas Bammel hat
vor Distanz, jedoch hat sie eine Menge Kilometer und Erfahrung in den Beinen.
Also pünktlich um 7:15 geht es los und der Tross der 714 Läuferinnen und Läufer
macht sich auf den Weg. Wir laufen im hinteren Drittel, vor uns jemand in Jesus-
Latschen...wir werden ihn nochmal wiedersehen! Im Ort säumen viele Supporter den
Strassenrand und auch der Bürgermeister von Grainau, Andreas Hildebrandt, ist dabei,
und nicht nur hier auch am Verpflegungspunkt Eibsee und auch an der Pestkapelle lässt
er sich abklatschen–Andreas, finde ich gut!
Wir laufen im Ort links und die erste Drohne macht Bilder von uns–oh,
die NSA ist auch schon da ? Wir passieren einen blinden Läufer mit seiner
Guide–chapeau, welch Mut und Unterfangen! Anschliessend gehts rechts in
die Höllentalklamm und stetig aufwärts entlang des Gebirgsmassiv. Der
Morgentau lichtet sich langsam zwischen den Nadelhölzern und nach 10 km
kommen wir zum ersten Verpflegungspunkt am Eibsee (500 gelaufene Höhenmeter.)
Wenn es so gut bestückt weitergeht, dann werden wir essenstechnisch perfekt
versorgt: Wasser, ISO-Drink, Gels, Obst, Gemüse, selbgebackenen Kuchen usw.
Kucki und ich laufen zusammen und es geht wirklich gut von der Hand - besser
dem Fuß ?
Nun geht es die nächsten 10 km etwas steiler die Skipisten
hinauf und wieder herunter. Nicht wirklich ein schöner Anblick
im Sommer, aber doch einfach zu laufen. Wir passieren die Deutsch-
Österreichische Statsgrenze (Riffel) und gelangen nach etwa 20km
und 1400 Höhenmeter zur Gamsalm, dem zweiten Verpflegungspunkt, an
dem wir nach einer kleinen Getränkeaufnahme direkt weiterlaufen.
Weiter geht es über Skipisten, jedoch noch steiler aber begrünt Richtung
Ehrwald und dann hinauf passieren wir die Ehrwalder Bergbahnstation und
kommen zum Verpflegungspunkt Nr. 3 an der Pestkapelle (km 29 und 1900
Höhenmeter). Auf dem Weg dorthin lernen wir Enrico aus Italien kennen.
Wir frötzeln über das Scheitern Italiens bei der Fußball-Weltmeisterschaft
und lachen herzlich. Wir einigen uns darauf, dass Deutschland weit kommen
wird! Nun was auch sonst kann die Erkenntnis sein bei so einem grandiosen
Blick auf Deutschlands höchsten Berg, den wir von hier aus gemeinsam genießen können.
Die Baumgrenze haben wir nun hinter uns gelassen und es erschliesst sich uns die wundervolle
Bergwelt auf dem Weg zum höchsten Punkt des Rennens, dem Feldernjöchl (2048 m). Es geht stetig
bergan und Kucki zieht davon. Kein Problem, denn jeder muss sein eigenes Tempo laufen oder gehen,
besonders am Berg! Es geht über eine erste Kuppe und das Jöchl liegt vor uns. Zunächste geht es
aber nochmal 100 Höhenmeter bergab. Es ist wirklich anstrengend. Von wegen wir Eifler haben Berge!
Ok, es sind Berge aber die Anstiege sind nicht vergleichbar und nun nach dem ersten kleinen Hügel
bei Km 31–was ist das? Nix, ja gar nichts geht mehr bei mir! Kucki weit vorraus und ich klebe im
Hang...mit einem VOLLKRAMPF des gesamten linken Beins. Ich kann nicht auftreten, ich kann nicht
durchbiegen, es tut einfach nur weh und ich denke ”das kann doch nicht wahr sein - bei all der
Vorbereitung nun das hier!” Läufer wollen mir helfen, mich stützen. Ich lehne die Hilfe ab, will
alleine damit klar kommen. Diese Problematik hab ich schon gehabt in einem Rennen, nicht so extrem,
aber vergleichbar. Ich schaffe es, das Bein wieder zu bewegen und zu gehen und dehne es dabei und
komme auch relativ schnell wieder in den Laufschritt und gelange doch freudig auf das Feldernjöchl (
km 33, 2400 Höhenmeter). Ein Mitläufer hält dies fotographisch für mich fest.
Nun geht es erstmal 1000 Höhenmeter–mit einem kleinen Berganstück übers
Steinernes Hüttl und die Rotmoosalm - bergab zur Hämmermoosalm bei km 42
(Verpflegungspunkt 4) und es läuft wirklich wieder–und zwar viel, viel besser.
Ok, ein Zwicken hier und ein Zwacken da, aber der Marathon ist geschafft! Ich
treffe wieder auf Kucki, der es sich sonnend auf der Almwiese gemütlich gemacht
hat. Nun später gesteht er mir, dass er in diesem Moment nicht geglaubt hätte,
dass ich es schaffen werde. Aber ich glaube, da kennt er micht noch gar nicht
so gut ? Besonders wenn man bedenkt, dass Sascha (Marathonbestzeit 3:05) hier
schon ausgestiegen ist, wie mir Kucki berichtet. Nun das Rennen ist lang und
ich habe immer gesagt, der Weg ist das Ziel und ich möchte jeden Meter geniesen.
Wie kann man das bei einem 100 km mit 5400hm? Nun, in dem man Schmerzen erfährt
und sich die Freude erläuft! Freude gibt es nur mir Schmerz und Schmerz nur mit
Freude. So, ab nun regieren Freude und Glückseligkeit und das Rennen kann beginnen!
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Hoch die Zugspitze! Wasser fließt abwärts |
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Nun stehen die nächsten 700 Höhemeter an über das
Scharnitzjoch hin zum Hubertushof bei km 55. Wiederum gib
der Kucki Gas, wartet dann auf halben Weg, um dann wieder
abzuziehen, um am Hubertushof über 20 Minuten auf mich zu
warten. Gut dass Nicola, seine Frau, die eine Woche vorher
Ihren ersten 100 km Lauf in Biel ( www.100km.ch ) in der von
Zeit 11:48:03 gefinished hat, zuhause mitfiebert und an einer
live-Berichterstattung per Telefon brennend interessiert ist ?
Hier muss ich mal eine Lanze brechen für den Kucki. Ich halte
ihn auf. Er ist von Kondition und Schnelligkeit mir weit überlegen.
Er nimmt die Anstiege ohne Stöcke scheinbar mit unendlicher Leichtigkeit.
Und wartet an den Verpflegungspunkten, was mich sehr motiviert. Nun er ist
ja auch der Grund, dass ich mich auf diesen Trip begeben hab, als er mich
im Frühjahr fragte, ob ich ihn zu dem Lauf um die Zugspitze begleite. Hätte
ich gewusst, was mich hier erwartet–mal ehrlich: Nein! Km 50 passiere ich
in 10 Stunden 35 Minuten, was mich vom meiner geplanten Zielzeit um die 19
Stunden doch weit entfernt. Hmmm, aber geht es um die Zeit? Nein, ich möchte
ins Ziel kommen und wie ich schon mehrmals schrieb, der Weg ist das Ziel und
den möchte ich einfach nur geniesen, mit diesem genialen Panorama der Alpen
und dem heutigen Wetter ein wirklich erstrebenswertes Unterfangen!
Am Hubertushof sind wir gegen 20.15 Uhr. Wir laufen durch ein Medizin-Zelt.
Ein Arzt schaut mir in die Augen und stellt die ultimative Frage ”Wollen sie
weitermachen?” ”Jaaaaaa!” entfährt es mir, denn zuvor wurden wir so toll von
Fans an der Strecke angefeuert, dass mir ein paar Tränen kamen und da wusste
ich ”Dirk, das schaffst du heute!” Es gibt neben den üblichen Verpflegungs-
Utensilien auch Cola und eine leckere Nudelsuppe. Eine sehr gute Stärkung
zu diesem Zeitpunkt. Denn ab hier gehts auf die Highspeed-Flachetappe nach
Mittenwald vorbei am Bärenwirt im Leutasch-Tal. Die Strecke ist mir bestens
bekannt, jedoch eher als ideales winterliches Langlaufgebiet. Diese 14 km
und 330 Höhenmeter haben wir mal kurz in einem 6er Schnitt abgelaufen, bis
wir um 22 Uhr am Gasthof Ferchensee ankommen. Der See liegt im Halbdunkeln
und die Lagerfeuer der Midsommer-Nacht flammen schon auf–eine herrliches
Bild. Nun ein TV-Bild haben wir leider nicht während dieser Zeit - es spielt
Deutschland gegen Ghana im zweiten WM Vorrundenspiel! Von der Rennleitung
kommt jedoch die Info, dass es zur Halbzeit 0-0 steht - motivierend war
anders. Aber wir liegen 3 Stunden vor der cutoff-Zeit und damit voll im Soll
bei unserem persönlichen Lauf-Weltmeisterschaft!
Nun war es stockdunkel und die Stirnlampenzeit war angebrochen.
Meine Lampe habe ich extra neu angeschafft. Ein Hightech-Model mit
automatischer Leutweitenregulierung. Hatte ich mich doch mit meiner
Aldi-Lampe bei meinem 33km Trainingslauf in der Mainacht schon vor
Km 1 lang gemacht! Eine gute Investition, denn die Nacht wird wirklich
zum Tag! Nun liegen noch 2 Anstiege vor uns, 480 Höhenmeter zur
Partnachalm (km 81), und dann der höchste Antieg von 1150hm zur
Bergstation der Alpspitz-Bahn (2029m–km 91).
Der Weg mit 480 Höhenmeter zur Partnachalm ist zweigeteilt.
Zunächste laufen wir eine ca. 7 km lange ”Autobahn”. Ja,
durch den Wald schnurstracks geradeaus, Forstwegbreite.
Immer hoch und geradeaus. Wir laufen dazu mit bis zu vier
Läufern parallel. Tom aus Chemnitz ist dabei, Jason aus
Guatemala, Kucki und ich. Kucki zieht irgendwann, wie
gewohnt an und ab. Müdigkeit? Keine vorhanden! Wirklich
nicht? Ok, kurzzeitig am Ferchensee, als wir die Lampen
eingeschaltet haben. Aber dann durchs Laufen und Unterhalten
in der Gruppe steigt das Adrenalin wieder im Blut und wir sind
Feuer und Flamme, das Ziel zu erreichen! Entlang der Strecke
hatte die Bergwacht etliche Stationen errichtet, wo mindestems
3-4 Mitglieder Dienst schieben, um unsere Sicherheit zu garantieren.
Ein wirklich erheblicher Aufwand, der zeigt, mit welcher höchsten
Priorität dem Veranstalter unser Leib und Leben am Herzen liegt!
Dann wurde es kritischer. Vor der Alm ging es abwärts auf den Kälbersteig.
Nur ein von Wurzeln und Lehm/ Dreck bedeckter Trail, stetig bergab. Gott
sei Dank ist es staubtrocken, ansonsten wäre das eine tolle Rutschpartie
geworden. Auf jeden Fall geht es nur langsam vorran, denn durch die
Dunkelheit und die Wegbedingungen ist Sicherheit erste Wahl! Nach
einem kurzen Anstieg liegt die Partnachalm im hellen Licht. Tom
wird aber immer langsamer, seine Muskeln innen, oberhalb der Knien,
machen zu, und wie ich nachher in den Zwischenzeiten erkennen kann,
hat er vor der Alm aufgegeben! Jason dagegen lies sich an der Alm mit
dem Taxi abholen–nach gut 81km eine wirklich starke Leistung des
Herrn aus Guatemala, der als Tierarzt in München arbeitet. Auch an
der Partnachalm ist die Verpflegung erste Sahne. Kucki wartet schon und
nachdem ich mir zwei Energie-Getränke genehmigt und meine Trinkblase
aufgefüllt habe, geht es auf den letzten Anstieg.
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Die Menschen schauen und der Berg er ruft! |
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Es gibt und in dieser schönen Welt |
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Zunächst wieder einige Kilometer eine immer steiler werdende
Forststrasse entlang und dann einen nicht enden wollendes,
steiles Waldstück in mäanderförmigen Schleifen stetig beran
bis zur Talstation Längenfelder unterhalb der Alpspitze
( www.alpspitzbahn.de - km 88–740 Höhenmeter ).
Die Schleifen erkennnt man gut an den vielen
Stirnlampenpunkten, die in der dunklen Nacht
langsam emporsteigen...Da Jesus lebhaftig...eine
Erscheining? Nein, unser Freund vom Start mit den
namensgleichen Latschen...er hat den linken, dicken
Zeh verbunden. Eine Verletzung von Kilometer zehn,
so wie er berichtet. Doch die normalen Laufschuhe
drücken und so hat er die Strecke in den Jesus-Latschen durchgezogen–chapeau!
An der Talstation Längenfelder hat die Renn-Organisation ein beheiztes Iglu-Zelt
mit Liegestühlen und Decken bereitgestellt. Also nehme ich eine Portion Nudelsuppe
und pflanze ich mich auf Raten eines Helfers dort nieder. Kucki willigt murrend ein.
Ich checke mein Handy, denn ich habe Informationen zum Länderspiel angefordert. Und
bekommen...2-2! Götze und Klose haben es gerettet–schön, doch Kucki brummt ein
bisschen, denn er will weiter. Und als wir gegen 3 Uhr morgens Richtung Hochalm
wieder los laufen ist mir ARSCHKALT–trotz Decken und Heizung - aber wirklich
so was von! Hätte ich mal lieber auf meinen persönlichen Bergführer gehört ?
Total unterkühlt schreie ich mir die Kälte aus dem Leib und habe dabei noch
einen tollen Blick zurück auf zahlreiche Midsommer-Nacht-Feuer und ein Dutzend
Lampions, die am Berghimmel emporsteigen. Ein wirklich wundervoller Anblick.
Den Kucki natürlich mal wieder nicht mitbekommt, denn er erklimmt in
Windeseile, Schritt um Schritt, den Skihang. Nun ich setzte mich auf
die Hinterbeine und gib auch mal Gas! Ich habe trotz der Krampfgeschichte
bei km 31 nun noch genug Kraft und Ausdauer, diesen letzten Anstieg in
Angriff zu nehmen und zu bewerkstelligen. Wir gehen gemeinsam durch einen
Felssprung und haben nun die Alpspitzbahn-Bergstation vor Augen, aber es
sind noch ein paar Schritte bis wir die letzten 430 Höhenmeter hinter uns
lassen können. Endlich sind wir auf der letzten Anhöhe der Zugspitze-Umrundung
angekommen und werden mit einem wundervollen Weitblick auf die im Morgenrot
liegenden Stadt Garmisch-Partenkirchen sowie mit der Beschallung durch den
Ziel-Ansager aus dem Musikpavillion in Grainau belohnt. Also los - auf zum Ziel!
Nun geht es nur noch abwärts. Gott sei Dank! Denn meine Kräfte schwinden allmählich.
Es kann auch die Müdigkeit gewesen sein. Immer stetig geht es einen schmalen und mit
groben Felsgestein ausgelegten Gebirgsweg abwärts. Gegen 5 Uhr bin ich dann wieder
an der Talstation Längenfelder. Ich gönne mir einen letzter Schluck Energy-Drink und
Kucki und ich nehmen den allerletzten Bergab-Teil von 900 Höhenmetern der Strecke in
Angriff. Der Weg geht monoton stetig abfallend hinunter–den ”Jägersteig”. Ich
rutsche immer häufiger und finde keinen richtigen Halt mehr. Ich bin wirklich
erschöpft. Ich rutsche über die Gummies meiner Gamaschen–nun kurz vor dem Ziel
reißen die dann auch–kruzifix nochmal–Jäger müssen aus anderem Stein gemeisselt
sein! Die Stöcke stehen mir auch nur noch im Weg herum und ich verfluche sie und
würde sie am liebsten in den Wald schmeissen. Aber ein paar liebe Laufkollegen
halten mich mit dem Hinweis ”Freu dich doch über den baldigen Zieleinlauf und
denk daran...du hast ja Geld dafür bezahlt” davon ab. Wie recht sie haben, denn
nun sind wir bei Km 97 angelangt. Da überholen mich noch Dieter und Günter. Auch
sie laufen im Team und haben schon den Transalp gefinished. Dieter hatte an
gleicher Stelle kurz vor dem Jöchl ziemliche Probleme wie ich und hat sich
wieder ins Rennen gekämpft–toll!
Die Sonne ist nun aufgegangen, der Tag erwacht und mit dem Hochgefühl gleich das Ziel zu ...
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Gemeinsam schaffen wir das! |
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... erreichen, gehe ich die letzten Kilometer an. Ich mach mich
fein für das Finish-Foto und laufe zusammen mit Bernd aus Berlin,
gebürtig vom Bodensee, nach Grainau hinein. Da wartet auch schon mein
Kucki auf mich. Zum letzen Mal an diesem Tag. Ich zolle ihm tausend Dank!
Wie? Nun, wir legen noch mal einen Endspurt ein, zusammen, im 5er Schnitt,
passieren wir all die Läufer die mich eben noch einkassiert haben. Nur Dieter
und Günter, die zwei Teamläufer wittern unseren Sauseschritt und halten dagegen.
Was für ein Finish nach 100km! Wir hören schon von Weitem unsere Namen in der
Zielansage. Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter und ein Hochgefühl des
Glücks durchfährt meinen Köper. Über die Ziellinie mache ich einen Luftsprung,
gebe einen Freudesschrei von mir und falle Kucki glücklich um den Hals–23:12:50 h -
das ist unser Meilenstein, den wir gesetzt haben bei diesen wundervollen 100 km und
5400 Höhenmetern rund um den höchsten Berg Deutschlands–frei nach dem Motto ”Der
Weg ist das Ziel”.
Bald folgt uns auch noch Saskia ins Ziel und wie wir später erfahren,
hat auch Matze in unter 20 Stunden das Ziel erreicht–eine wirklich
tolle Bilanz aller CABAnauten ( www.caba.de ).
Und zum Schluss noch eine kleine Randbemerkung...Eifel hin oder her.
Wir leben in einer wundervoll Landschaft, mit herrlichen Pfaden und
Wegen. Doch Anstiege vergleichbar mit den Bergen in den Alpen, die
gibt es bei uns nicht, insbesondere nicht mit der Steilheit und Länge!
Gut das ein solcher Lauf nicht nur durch die Physis sondern auch die
Psyche entschieden wird. Zitat von Kucki: ”Dieser Lauf ist wie jeder
Ultra 80% Kopfsache und nur 20% mental”. Wie recht er doch hat!
// © Text by Dirk Palm (6.08.2014)/ eingestellt am 13.09.2014//
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