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Schon mal probeweise davor gestellt!
Am Start.
Läufer huscht unterm Regen vorbei!.
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Bieler Nacktarsch ist kein alter Wein
Zu lange gebadete Füße sehen aus wie Frischkäse, sind es aber nicht!
Trotz intensiver Suche, am Tag nach dem Lauf, kann ich keine Ansätze von Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen erkennen.
Am Sonntag danach sind fast alle Schmerzen vergessen. Die schönen Lauferinnerungen leisten Großartiges,
die Anstrengungen dieses speziellen 100 Kilometer Laufes vergessen zu lassen.
Ja, ich kann sagen, der Stolz bleibt. Wieder habe ich mehr Zeit vom Start zum Ziel verbraucht, wieder hatte ich schöne Erlebnisse.
Geschafft!
Ja, da war das mit den 7,5 Kilomter, die an der Halb- und an der Marathonstrecke gefehlt haben. Ja!
Schade!
Regen. Eine besondere Erinnerung an den Regen bleibt. Der Wetterbericht stimmte leider. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen.
Wir haben uns in der Bieler Innestadt mit einem Einheimischen getroffen, wie schon 2010. Er schaute, wie mir schien, genüsslich auf sein I-Phone,
als er mir die vorhergesagten Regenwahrscheinlichkeiten und Niederschlagsmengen vorlas. Nun, es wird wahrscheinlich nicht so schlimm, dachte
ich insgeheim.
Wir waren pünktlich von Erlach nach Biel gefahren. Als wir auf dem Parkplatz in der Nähe des Expogeländes in Nidau ankamen, regnete es.
Der Regen wurde stärker, als ich mich schon mal an dem Schild mit der Aufschrift 99 Km aufstellte. Toller Gag!
So trocken und frisch würde ich mit Sicherheit am anderen Morgen nicht aussehen.
Nachdem nun mehr als 30 Jahre lang an der Eissporthalle gestartet wurde, befindet sich die Organisation, das Versorgungszelt,
die Startnummernausgabe und das Ziel auf dem Expogelände.
Nachdem wir die Startunterlagen abgeholt hatten, trafen wir uns mit dem Bekannten und gingen
etwa eine Stunde vor dem Start zum Kongresszenter. Dort, in der Innenstadt, etwa 7 Minuten vom Ziel entfernt,
wurde pünklich um 22:00 Uhr gestartet. Ich hatte also noch Zeit, den anderen Teilnehmern an den Bieler Lauftagen bei den Vorbereitungen
zu zusehen.
Die Inlineskater waren fertig. Jemand zog sich um und zeigte seinen Hintern.
Bieler Nacktarsch ist kein alter Wein.
Es gab auch Interressantes zu sehen, Menschen, Läufer und deren Begleiter.
Nur wenige mir bekannte Gesichter konnte ich ausmachen. Herr Sonntag,
Jo, Bernhard Sesterheim und Karl-Ernst waren darunter. Nur mit Jo hatte ich das Vergnügen, bevor ich die Startunterlagen abholte,
kurz am Organisationszelt zu sprechen.
Außerdem hatte ich mich schon ziemlich in meine eigene Läuferwelt zurück gezogen.
Wollte allein sein mit den Gedanken. In den letzten Tagen, wenn ich spät abends noch joggen ging,
tauchten unvermittelt Teilstrecken des Bieler Laufes in meinen Gedanken auf. Aber keine Angst, den Lauf eventuell doch nicht zu schaffen.
Jetzt aber, wenn es weiter so regnen sollte?
Ein Buch von N. Bücher "Extrem" lese ich gerade. Darin: "Die Füße wollen, wenn der Kopf will." Werden wir ja sehen, ob der Kopf will.
Irgendwie steigt meine Anspannung nur sehr langsam.
Nervös zupfte eine Läuferin an ihren Laufsachen herum, obwohl doch alles perfekt saß. Jedenfalls machte sie eine gute Figur.
Einige hüften sich schon 30 Minuten vor dem Start warm. Manche hielten Dehnungsübungen für besser.
Die Radbegleiter mit dem "Coach"–Schild, welches sie an irgendeiner passenden Stelle befestigt hatten,
machten sich auf den Weg, um ihre Läufer starten zu sehen. Geküsst wurde viel, wenn sich Pärchen trennten, für kurze Zeit,
bis sie hinter Aarberg sich wieder treffen würden. Der eine als Radbegleiter, der andere als Läufer, wollten sie den Lauf
überstehen. Ich gebe zu, dass mich manchmal die Radbegleiter nerven. Wenn man gerade eine schwache Zeit auf der Strecke
überstehen muss und der Radfahrer vor einem fährt, langsam, weil sein Läufer gerade geht. Dann muss man um beide herum laufen.
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Das kostet zusätzlich Kraft.
Oder wenn die Bremsen der Radbegleitung bergrunter jammern oder auch, wenn man mit hoher Geschwindigkeit
eng umkurvt wird.
Kurz vor dem Start. Ich erhebe mich und stelle mich auf. Fast am Ende der Starterreihen stehe ich und warte.
Noch zwei Minuten. Ich bekomme einen Walkingstock in die Wade gepieckst. Die junge Frau lächelt mich nicht entschuldigend an,
sie hat nichts mitbekommen. Das war wohl die Aufregung und das angestrengte Gespräch mit ihrer Begleiterin,
dass sie so unkonzentriert damit herum fuchtelte.
Dann geht es los. Die Runde durch die Stadt beginnt für mich ohne jede Aufregung.
Diesmal sind es 5 Kilometer, die durch die Stadt führen. Das sollte mehr Publikum bringen.
Leider kam der Regen dazwischen. Ich bin hier zum siebten Mal. Wenige Zuschauer.
Was mache ich hier? Es hat lange, bis etwa 1 und eine halbe Stunde vor dem Start geregnet.
Vereinzelte Zuschauer stehen doch und feuern die Läufer an. Sie feuern mich an.
Ich laufe, laufe viel zu schnell und sehe einzelne Zuschauer in den Fenstern. Manche schauen nur, feuern nicht an,
scheinen mir erstaunt auf die Läufer zu blicken. Wer läuft schon nachts bei so einem Wetter durch die Landschaft?
Ich laufe. Was sind schon 100 Kilometer? Menschengruppen an Tischen.
Bier wird konsumiert. Es wird gegessen und geredet,
viel gelacht. Ich laufe, laufe viel zu schnell und denke schon an das Ziel, an schöne Streckenabschnitte, die Grillen, die
quakenden Frösche und den Heuduft. Kinder strecken ihre Hände aus, weil sie gerne abgeklatscht werden wollen.
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Warten auf die nassen Läufer!
Tauchen aus dem Regen auf.
Regentropfen verwaschen die Ansichten!
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Natürlich viele Zuschauer am Zentral Platz. Auch zwischendurch, an manchen Stellen etwas mehr Leute. Auch Raucher. Ich hole tief Luft und bekomme eine Ladung Rauch mit.
Man muss nur 100 mal einen Kilomter laufen, dann ist man im Ziel. Tolle Rechnung. Walkingstöcke werden geschwungen. Aufpassen! Pass doch auf, mit diesen Dingern. Ich weiche aus. Warum stellen sich die Walker und all diese langsamen Geher und Läufer so weit vorn, an der Startlinie auf? Genießen die, dass man um sie herum laufen muss. Oder sind das alles Masochisten, die gerne mal einen, mehr oder weniger absichtlich geschwungenen Ellenbogen in die Rippen bekommen möchten? Unverstand also auch hier, wie in jedem Jahr wieder, wie auf allen Lauf- und Walkingstrecken.
Dann fängt es an zu regnen. Der Regern wird stäker. Unangenehm wird es, als meine ärmellose Regenjacke durch ist. Soweit ich mich erinnere, hat es mit wenigen Ausnahmen ständig geregnet in der Nacht und am Morgen. Zum Glück nicht immer sehr stark.
Die ersten Steigungen laufe ich langsam hoch. Ich fühle mich verdammt stark und bin es doch nicht. Langsam machen! Aber immer wieder reißt es mich fort und ich laufe für diese Nacht zu schnell. In Jens, wie jedes Jahr der Verpflegungspunkt und ich habe nach 10 Kilometer erst eine Stunde gebraucht. Das ist zu schnell. Da es aber bergab geht, bremse ich nicht. Als wir von den asphaltierten Straßen oder Wegen herunter laufen, zwischen Feldern, geht es weiter auf einem Schotterweg. Hier gibt es einige Pfützen. Ich gebe mir erst gar keine Mühe, darüber hinweg zu springen. Die Füße werden so oder so nass, denke ich mir und tauche auch schon mal richtig in eine Pfütze ein. Es läuft sich trotz Regen gut. Der Regen kühlt die Oberschenkel. Noch ist mir nicht kalt.
Die alte Holzbrücke zur Altstadt von Aarberg ist mit einem blauem Teppich ausgelegt. Wir Läufer werden gefeiert. Die Halbmarathonis haben fertig. Hier ist etwas weniger los, als die Jahre davor. Ich erinnere mich nicht, ob es regnete, als wir über den Altstadtplatz liefen. Ein schönes Gefühl, auf der Seite weiter zu laufen, die für die 100 Kilomterläufer ausgewiesen ist. Weiter geht es. Ich kenne mich hier gut aus, weiß, was mich erwartet. Jedenfalls, was die Strecke betrifft. Alles andere steht in den Sternen!
Ich genieße jeden Kilometer, so wie schon lange nicht mehr.
Kurz vor Lyss suchen die Radbegleiter ihre Läufer. Als wir Lyss erreichen, erkenne ich auch hier einige Teilstrecken wieder, die mir Tage zuvor beim Training eingefallen sind. Toll, hier zu laufen. Ich schaue zur Uhr und weiß, dass ich viel zu schnell angefangen habe. Ich warte auf den Einbruch und laufe erst einmal etwas verhaltener weiter. Es ist verdammt dunkel. Aber meine Lampe habe ich noch nicht benutzt. Die Stirnlampe liegt noch in der Gürteltasche und die Reserve Taschenlampe steckt noch in der Halterung am Gürtel. Wenn ich mich umsehe, leuchten die vielen Läuferstirnlampen wie eine überlange Leuchtschlange in der Nacht und kennzeichnen den Weg, den ich bereits gelaufen bin.
Bei Scheunenberg quakt ein Frosch. Der ist ziemlich leise.
Bei dem Regen, der immer mal wieder stärker wird, sollte
er sich doch glücklich fühlen. Also warum ruft er das der Welt nicht zu?
Was mache ich hier? Immer Schritt für Schritt. Langsam laufen, ich kann das. Nicht mehr ganz 80 Kilometer noch.
Was sind schon 80 Kilometer?
Nur vereinzelt weht der Wind frischen Heuduft herüber.
Mir fallen die Lindenbäume auf. Herrlich, wenn man in ihren Duft eintaucht.
Bis zum Marathonziel sind es dann noch etwa fünf Kilometer und ich werde immer langsamer.
Dann Kirschbäume. Ich bekomme Appetit auf Kirschen. Leider komme ich nicht an sie heran.
Hallo? Irgendwie geht es plötzlich langsamer.
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Ein Laufroboter,
dessen Batterien plötzlich schwächer geworden sind. Da ist sie die Schwächephase.
Ich laufe, wenn auch sehr langsam. Gehe immer wieder. Dann endlich, das Marathonziel.
Wie in jedem Jahr bisher, genehmige ich mir einen Spaziergang.
Ich trinke an der Versorgungsstation vier Becher. Wasser, Cola und Wasser mit Cola.
Die süßen Riegel oder auch die Bananen mag ich jetzt nicht. Aber Schwarzbrot mit Apfelsine ist lecker!
Nach zwei Kilometern kann ich wieder laufen und bin in der Zeit, die ich mir so vorgestellt hatte.
Für 40 Kilometer habe ich etwa 4 Stunden und 50 Minuten gebraucht. Keine Angst,
ich werde schon noch langsamer, unterdrückt der Gedanke, die erste Hoffnung auf
eine bessere Zeit wie im letzten Jahr. Diesmal bin ich ja nicht an drei Tagen die Rur abgelaufen.
Das waren im Jahr 2010 insgesamt etwa 175 Kilometr an drei Tagen und eine Woche vor Biel.
Diesmal wollte ich schlauer sein und bin eine Woche vorher in der Eifel nur 44 Kilometer sehr langsam beim Eifelsteig Lauf gelaufen.
Die Steigungen gehe ich jetzt alle hoch. Vorbei die Zeit, als ich da noch hochlaufen konnte.
Ich schwächele richtig. Bin froh, wenn ich mal wieder länger als drei Kilometer am Stück laufen kann.
Meistens sehr langsam. Aber ich weiß auch, dass die Schwächephase vorüber gehen wird.
Ich träume.
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Man könnte sich auch einsam fühlen...
Zieleinlauf.
Jetzt schnell - Zeit retten!
Wirklich: keine Schwimmhäute!.
Wasserfester Käsefuß!
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Mir ist kalt. Ich träume von leckeren Kirschen, einem Bier, Spiegelei mit Bratkartoffel,
Käsekuchen und vom Schlafen. Im Bett liegen und die Decke über die kalten Schultern ziehen. Das wäre Komfort.
Ich glaube in Kernenried war es, da quakt ein Frosch so laut, dass ich augenblicklich wach werde und mir
dabei vorstelle, wie groß er wohl sein müsste, bei dieser Stimme, die da durch die Nacht quakt. Ich stelle mir vor,
der Frosch müsste so groß wie ein Bernadiner sein und muss lachen. Batteriewechsel. Plötzlich laufe ich wieder.
Es geht über eine Straße, dann über die Emme und bald darauf laufen wir am Kirchberger Verpflegungsstand ein.
Ich stopfe mir Kuchen mit Marmelade in den Mund und spüle kräftig mit Wasser und Cola nach. Auch ein Stück
Apfelsine mit Brot verspeise ich genüsslich. Ich habe keine Magenprobleme, bin nicht dehydriert, nur etwas
schlapp aber glücklich, dabei zu sein. Keine Gedanken daran, aufzugeben oder den Lauf nicht zu Ende zu bringen.
Alles ist im grünen Bereich. Ich bin nur sehr langsam. Das hat aber den Vorteil, dass ich am Emmendamm im Hellen
unterwegs sein werde. Ich packe die Stirnlampe weg, die ich unterwegs schon mal vorsichthalber aufgesetzt hatte
und ausprobierte. Die brauche ich wirklich nicht.
Die Vögel singen lustige Lieder, begrüßen den Morgen und die Läufer.
Immer wieder regnet es. Manchmal, wenn ich zu langsam bin und der Wind kräftiger weht, beginne ich zu frösteln.
Ich muss schneller laufen. Aber auf dem Emmendamm sind wir etwas windgeschützt. Außerdem sind die
großen abgerundeten Steine glitschig. Wurzeln sind auch da und ich gehe vorsichtshalber.
Keine Probleme, die Zeit ist mir jetzt doch ziemlich egal, da es wohl noch etwas langsamer
als 2010 werden wird, wie ich mir eingestehen muss. Ich habe inzwischen viel Zeit verloren.
Irgendwo, bis hierher nach Kirchberg habe ich die liegen lassen. Wahrscheinlich wäre es besser
gewesen, das Organisationsteam hätte den großen Frosch mit der kräftigen Stimme schon bei
Kilometer 35 ausgesetzt. Dann wäre ich dort sicher schon wach geworden und nicht erst nach
50 Kilometern. Nun, das macht doch nichts oder? Ab und an laufe ich auch auf dem Emmendamm wieder.
Bei Utzenstorf lege ich eine längere Gehpause ein. Die Radbegleiter stoßen hier zu ihren Läufern.
Ich fühle mich plötzlich gut und beginne langsam wieder anzulaufen, werde sogar schneller.
Als endlich das Schild mit der "70 Km" darauf, kurz vor Lüterkofen kommt, laufe ich wieder
richtig rund und laufe alle Steigungen hoch. Bis Kilometer 75, dann nach der Verpflegungsstation
gehe ich wieder einige hundert Meter, um dann bis Bibern durch zu laufen. Es geht gut, wenn auch langsam.
Ich überhole sogar.
Meine Schuhe sind völlig durchnässt. Zwar habe ich richtige Trailschuhe angezogen, mit einem
speziellem Obermaterial, aber die sind auch durch. Ich bewege meine Füße in den Schuhen und weiß,
dass ich unter den Fußsohlen Blasen habe, die jetzt auch noch zu schmerzen beginnen. Egal, ich will
weiter laufen und trete so auf, dass die Schmerzen erträglich sind. Alles ist nass. Zum Glück habe
ich meine Kamera im Auto gelassen. Ich nehme Powergels zu mir, die ich sonst nicht mag und die scheinen
mich anzutreiben. Nach Bibern geht es steil hoch bis Arch. Ich kann schnell gehen.
Überhole auch dabei. Ab und an werde ich überholt. Die Läufer sehe ich aber fast alle 5 Kilometer vor dem
Ziel wieder und werde sie überholen.
Am Nidau–Büren–Kanal werde ich wieder langsamer. Dann etwa zwei Kilometer vor Büren muss ich gehen.
Meine Füsse schmerzen dabei. Jeder Schritt tut weh. Aber was soll es? Wenn ich gleich wieder laufen kann,
werden die Schmerzen wieder geringer, denke ich und gebe mir Mühe, so aufzutreten, dass keiner der lauernden
Steine in die Sohlenrinnen dringt und bis zum Fuß durch sticht. Das klappt nicht immer. Ich muss leiden.
Ein schöner Lauf am Kanal entlang. Karl–Ernst macht mich wach, wie ich gerade ziemlich abgeschlafft vom
Ziel und einem kühlen Bier träume oder vom Schlafen? Egal. Guten Morgen sagt er und hat recht.
Es regnet
mal gerade nicht und es ist ein schöner Morgen. Ja, ein schöner Morgen und wir sind gleich in Büren.
Regen kommt, Regen geht. Meine Schuhe sind nass, ab und an schmatzt es unter meinen Füßen und die
Blasen unter den Füßen und die neue Blase am rechten kleinen Zeh schmerzen. Am Versorgungsstand in
Büren tanke ich Cola und Bananen. Plötzlich laufe ich los. Immer schneller werde ich und denke, langsamer,
langsamer, nicht zu schnell. Ich kann laufen. Immer weiter. Die Strecke führt nicht mehr an Pieterlen vorbei.
Es geht eine endlos lange Gerade am Kanal entlang. Asphaltierte Straße. Ich sehe viele Läufer vor mir, die ich
langsam, aber beständig einsammele. Darunter viele, die mich vor einigen Kilometern noch selber überholt hatten.
Ich laufe! Die Batterien sind spannungsvoll.
Irgendwie wird mir komisch und eine Gänsehaut
rollt über meinen Rücken, wenn ich an das Ziel in Biel denke. Wenige Leute an der Strecke.
Der Regen kommt wieder. Diesmal ziemlich heftig. Aber er kann mich nicht bremsen. Im Gegenteil.
Ich werde schneller.
Kilometer 95, dann Brück.
Ich laufe immer noch. Ich will jetzt auch nicht mehr gehen.
Sobald ein Läufer auf mich aufläuft, gebe ich Gas und ziehe wieder davon.
Nur einer schafft es, mich auf den letzten drei Kilometer abzuhängen.
Aller anderen lasse ich hinter mir. Warum nicht schon früher?
Dann das bekannte Schild mit der "99 Km" darauf. Das kenne ich doch! Was, nur noch ein Kilometer?
Dann soll es das für 2011 gewesen sein? Ein Kilometer Genuss also!
Einzelne Leute muntern mich auf. Ich laufe und laufe. Das Ziel. Dagmar steht
und fotografiert. Ziemlich einsam der Zieleinlauf. Ich komme mir etwas verloren vor.
Aber ich bin im Ziel. Meine Zeit 13:39:57 h, nicht gerade spitzenmäßig, ich bin aber
trotzdem sehr zufrieden.
Im Zelt holt Dagmar die Urkunde und das T-Shirt, während ich mich etwas ausruhe. Wir
sprechen Jo und einen Bekannten kurz, dann fahren wir nach Erlach zurück in unsere Unterkunft.
Schön war es! Was habe ich da gemacht?
Das war`s! Biel 2011. Meine Füße sehen aus wie zwei Frischkäse. Die waren fast 14
Stunden unter Wasser. Es dauert eine Zeit, bis die Verschrumpelungen weggehen.
Gehen fällt mir schwer. Die Blasen unter den Fußsohlen schmerzen.
Aber ich habe eine Nacht voller Regen überstanden und dabei 100 Kilometer zurückgelegt.
Bitte kein Gel, keine Bananen, keine Cola, kein stilles Wasser mehr, jedenfalls, bis ich "jetzt wieder" sage!
Letzte Änderung: 04.07.2011
© Joerg Segger
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